Dass dabei auch einiges an Naivität mitschwingt, ist spätestens vor zwei Wochen einigen klar geworden, die sich mit dem internationalen Badmintongeschehen zumindest ab und zu mal auseinandersetzen.
Das internationale Badminton wird dominiert vom Herreneinzel und dort speziell von den zwei Polen China und Malaysia – personifiziert in den jeweiligen Landeshelden Lin Dan und Lee Chong Wei. Um beide hat sich nicht nur ein sportliches Pathos gebildet, sondern auch ein gesellschaftliches: Lin Dan, der Rockstar aus China, der es sich auch mal rausnimmt, ein Jahr lang keine Turniere zu spiele und dabei auf Platz 120 der Weltrangliste abzurutschen nur um danach prompt die Weltmeisterschaft zu gewinnen auf der einen Seite, Lee Chong Wei, der Ewig-Zweite und Sieger der Herzen auf der anderen. Um beide Spieler und derer Begegnungen auf dem Spielfeld ranken sich Legenden und sind das sportliche Highlight ungeachtet des jeweiligen Status des Turniers. Und genau solche Mythen sind der Stoff, der einen Sport belebt und ihn am Leben hält. Nun geht ein Bruch durch diesen Mythos: Lee Chong Wei ist bei einer A-Probe positiv auf eine unzulässige Substanz getestet worden, am 4. November folgt die B-Probe in Norwegen. Gerade der Selfie-schießende gute Freund von Marc Zwiebler soll illegale Methoden angewandt haben, seine Dominanz im Badminton über so viele Jahre aufrecht zu erhalten. Seien wir ehrlich: Man hätte mit der anderen Seite gerechnet. Aber ungeachtet persönlicher Meinungen ist ein solcher Vorfall für den Sport immer eine Wende – insbesondere dann, wenn es sich um Heldenfiguren handelt. Wir sind gespannt, was die B-Probe ergibt. Sollte sie ebenfalls positiv sein (die Statistik besagt, das nur 0,1% der B-Proben bei positiver A-Probe ins Negative gehen) bleibt die Frage: Was dann? Die zwei Jahre Sperre würden faktisch das Karriereende bedeuten und es bestünde die realistische Gefahr, dass sich in der Weltspitze in den kommenden Jahren ein Vakuum bildet: Was kommt nach Lin Dan und Lee Chong Wei?